Platte mit Sprungtechnik

von Svenja Höse

Es geht nun gut auf Weihnachten zu, die ersten Plätzchen sind gebacken, die erste Weihnachtsdeko hängt. Eigentlich beginnt nun die Zeit der Ruhe, der Besinnlichkeit, der Familie. Doch oft artet die Vorweihnachtszeit mehr in Stress aus. Trotzallem möchte ich heute eine kleine lustige Geschichte unseres täglichen Alltagswahnsinns am Morgen erzählen, der sicher dem ein oder anderen ebenfalls bekannt vorkommt. Egal wieviele Kinderchen im Haus wohnen.;-) Denn lächelnd lebt es sich leichter.
Ich wiederhole die Wiederholung der Wiederholung.
Ach, es ist schön. Die Kinder schlafen selig, das Haus ist noch ganz still. Wir Eltern stehen schon zeitig auf, machen uns frisch und dann starten wir – jeden Tag aufs Neue – die Kinder zu wecken. „Guten morgen, mein liebes Kind“ trällern wir sanft in jedes Zimmer.
Interessanterweise erleben wir hier das Phänomen, das immer unter der Woche alle Kinder am liebsten bis 10 Uhr schlafen würden. Am Wochenende sind aber dann komischerweise alle drei schon so früh wach, das sie theoretisch schon um 7 Uhr frisch gemacht und gefrühstückt an der Schule stehen würden. Wenn es nicht Wochenende wäre. Sobald aber der Kalender auf Montag umspringt scheint sich in kindlichen Gehirnen etwas zu programieren, das sich wohl unter-der-Woche-ausschlafen-Phänomen nennt.Gut, kein Problem. Wir gehen also nach 5 Minuten einfach nochmal ins Zimmer. Guten Moorgääähn. zartes Geraschel in den Betten, freudige Erwartung bei uns. Stehen sie tatsächlich schon beim zweiten mal wecken auf?? Zu früh gefreut. Es war nur eine Wendung in eine andere Schlafposition, weg von dem nervigen Weckruf der Alten, hin in ein wunderbar angenehm kuscheliges Träumeland.
Weitere 5 Minuten später wird unser Weckruf lauter. Schriller, Kreischender. Das können wir gut.
Die Kinder stülpen sich die Decken noch dicker über die Ohren. Das können die Kinder gut.Schließlich die elterlich-brutale Variante als letzte Verzweiflungstat: Decke wegziehen, riskieren, das das Kind durch den plötzlichen Kälteschock heftigst zum Eisklotz erstarrt oder stinkwütend Ausdrücke melodisch durchs Haus plärrt.
Haha, es klappt, die Kinder schlurfen schließlich durchs Haus, die Augen zu schmalen Schlitzen geformt (am Wochenende erkranken sie komischerweise nie an der Mini-Schlitzaugen-Krankheit, da werden sie eher sofort zu hyperaktiven Clowns), die Treppe im Gang eines Himalaya-Bergsteigers Schritt für Schritt erklommen.
Doch was ist das? Kaum im Wohnzimmer angekommen verstecken sich die Kinderleins doch tatsächlich unter den warmen Wohnzimmerdecken auf der Couch und planen dort, ihr unangenehm unterbrochenes Schläfchen fortzusätzen. Agggrrr. So nicht.Also ein erstes Donnerwetter über die Kinder hinweggeschimpft, sodass schließlich mit viel Gemurre und Gemaule endlich der Platz am Tisch eingenommen wird.
Nach dem Frühstück dann gebe ich den Kindern klare Anweisungen, wer was wann zu tun hat. F. zieh dich an, M. kämm dir die Haare, K. komm wickeln. Freudig hupfend wie eine Garzelle bin ich vor den Kindern oben im Bad und warte…und warte…und warte… Wo bleiben denn nun die Kinderchen um ihre gerade erteilten Aufgaben zu erfüllen?
Tsja, die Kinderchens haben irgendwas falsch verstanden, denn M. sitzt noch am Tisch und malt, F. hat sich wieder auf die Couch verzogen und K. spielt friedlich mit seinen Matchbox-Autos.
Hmm, kurz überlege ich, ob ich versehentlich chinesisch gesprochen habe und wiederhole meine Anweisungen laut und deutlich. F.zieh dich an, M. kämm dir die Haare, K. komm wickeln.
Freudig stehe ich oben am Treppenabsatz und lausche erwartungsvoll den tapsenden Kinderschritten. Doch ich höre nichts. Bin ich taub geworden? Muss ich spontan zum Ohrenarzt?Schließlich höre ich ein spielendes Brumm Brumm vom Jüngsten, und ein Geräusch eines Spitzers von der Mittleren. Nein, meine Ohren funktionieren noch einwandfrei.
Gut, also packe ich gedanklich ein Megaphon aus und plärre hinunter, F.M.K. kommt sofort hoch, sonst… zähl ich bis 3… äh… los jetzt.
F. ist nicht dumm, er fragt was bei 3 passiert. Ich – aus Mangel an spontan einfallenden Strafen – dann darfst du heut nicht fernseh gucken. Schnell wie der Wind steht auf einmal F. vor mir. Aha, das Androhen einer bis zum Nachmittag eh wieder vergessenen Strafe meinerseits hilft also. Gut, F. zieht sich endlich an, M. kommt schließlich auch und K. muss ich doch selbst holen.
K. ist also fertig gewickelt und angezogen und beginnt als erstes das Zähneputzritual. Der jüngste muss sich dem noch fügen, die zwei großen haben schon die freie Wahl. Entweder sie putzen selber, oder wir putzen. Doch was ist das? M. kommt mit völlig zerzausten Haaren ins Bad – kämmen sieht anders aus. Ich frage sie, was sie gemacht hat. Sie musste noch kurz die Puppen füttern. Aha. Und deine Haare? Mache ich gleich. Also dann eben erst Zähne geputzt und sie erneut zum Haare kämmen geschickt. In der Zwischenzeit noch weitere Aufgaben verteilt. Brotdosen und Trinken einpacken, Nein, F. ein T-shirt ist bei 8 Grad Aussentemperatur zu kalt, warum? Weils so ist, M. kämm dir die Haare, K. lass die Katzen in Ruhe.
Der Uhrzeiger wandert unermütlich der aus-dem-Haus-geh-Zeit entgegen. Ich packe die noch immer am Tisch stehenden Brotdosen schließlich selbst ein (die armen Kleinen sollen ja nicht hungern – und ich will nichts wegschmeißen), schreie durchs Haus, das wir los müssen und stehe bereits fertig angezogen an der Tür. Doch…nichts tut sich.

Sag mal spinn ich?

Ich rufe nochmal. Endlich kommen sie runter. F. immer noch im T-shirt, M. immer noch zerzaust wie ein Wischmopp. Tief im Inneren versucht mein mütterlich liebevolles Herz mir Valium einzuflössen, damit ich ruhig bleibe, noch tiefer im Inneren brodel ich jedoch wie ein Vulkan kurz vor dem heftigen Ausbruch. Also wieder einen Rundum-Anschiss verteilt und dabei auch unschöne Worte wie – ich pfleg dich nicht, wenn du krank wirst und alle lachen dich aus, wenn du so verstrubbelt aussiehst- verwendet. Sofort aber kommt das schlechte Gefühl, das ich doch die Kinder nicht so aus dem Haus gehen lassen kann.
Also letzte Chance, Pullover und Haarbürste holen und los gehts zum Auto. Vor lauter Chaos läuft K. ohne Schuhe draussen rum, der arme Kerl. Kurze Abwegung des Risikos des zu-spät-kommens mit dem Risiko des krank-werdens des Jüngsten. Das Risiko einer Erkältung erscheint mir höher, als das die Kinder den Ärger der Lehrerin nicht aushalten. Also zurück zum Haus, für warme Füsse gesorgt und endlich ab ins Auto, los zur Schule. Schwitz.Schließlich stehen wir im Stau, kommen also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu spät und die Valium-Dosis meines Mama-Herzens muss ich deutlich erhöhen. Doch das Schöne ist – Die Wut über die kindliche Trödelei und das Nicht-Hören wird nun von der Wut auf die doofen anderen Autofahrer abgelöst. Und die Kinder machen mit. Und so sind wir doch wieder eine sich liebende und zusammenhaltende Familie – auch wenn der Morgen noch so stressig war.
Kennst Du diese Situationen auch? Das Du alles mehrmals sagen musst und Dir am liebsten tatsächlich alle Aufgaben für die Kinder auf Band sprechen möchtest, sodass Du jeden Morgen einfach auf replay drücken musst? Das wird meine nächste Erfindung. Ein Mama-Aufgaben-verteil-und Schimpf-Gerät. Also ein MAVSG. Und dann bequem mit einer Tasse Tee am Tisch sitzend nur ein paar Tasten drücken müssen. Mehrmals. Platte mit Sprungtechnik eben…
Ich freue mich über Deine Erfahrungen in den Kommentaren zu lesen und wenn Dir meine Artikel gefallen – dann teile sie doch gerne auf Facebook. Du findest unten ganz bequem den Button. Ich danke Dir und sage herzliche Grüße und eine ganz tolle Vorweihnachtszeit.

Alles Liebe, Deine Svenja

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Svenja Höse

Kinderkrankenschwester, Heilpraktikerin
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