Wandern mit Kindern

von Svenja Höse

In die Berge mit Kids?

Früher war ich oft in den Bergen. Hochhinaus – Wandern, Bergsteigen, Klettersteig. Manchmal mehrtägig, nur mit großem Rucksack auf dem Rücken mit dem Nötigsten für mich. Ob Zugspitze oder sämtliche Berge in der Schweiz oder Österreich, ich habe die Berge schon immer geliebt. Es ist eine ganz besondere Athmosphäre, eine ganz besondere Natur, die man hier im Flachland in der Form nicht findet. Oft packten wir unsere sieben Sachen, fuhren Donnerstags nach der Arbeit los, wanderten dann bis zum Sonntag von Berghütte zu Berghütte und düsten abends wieder nach Hause. Ich denke gerne daran zurück. An die vielen Aufstiege, an die vielen Gipfel, an die ein oder andere aufregende Situation, an die vielen lustigen oder nachdenklichen Momente.

Einmal bestiegen wir im Chiemgau einen Berg im Winter. Wir waren die Einzigen, es waren noch nicht mal Spuren im Schnee. Der Aufstieg war anstrengend, wir sanken oft bis zum Bauch in den Schnee ein. Es war nicht gefährlich, nur beschwerlich.  Am Gipfel angekommen graute es uns vor dem Abstieg. Versanken wir da ebenfalls wieder so verlören wir unsere Motivation und den Spaß. Doch wir bemerkten, das wir den Berg einfach hinabrennen konnten.  Es war so leicht. Wenn wir hin fielen, fielen wir weich – es war soo lustig und so eine Freude. Wir kamen völlig beschwingt und befreit im Tal an.

Nun haben wir Kinder

Viele Jahre sind seit dem vergangen, wir gründeten Beide unsere eigenen Familien, die Zeit miteinander in den Bergen reduzierte sich leider sehr.

Trotzdem haben wir es schon geschafft, mit den Kindern wandern zu gehen.

Als mein Sohn 1,5 Jahre alt war, wanderten wir zu einem Wasserfall – er im Tragetuch auf dem Rücken. Mit 2 Kindern wanderten wir durch eine wunderschöne Schlucht – und kehrten vor einer gefährlichen Stelle einfach wieder um.

Wir suchen kürzere Wege. Wir schauen nach ungefährlichen, leicht begehbaren Wegen.

Jedes meiner drei Kinder ist anders Naturverbunden. Unsere Tochter hat eine starke Verbindung zu Tieren, ist aber nicht so gerne in der Natur unterwegs und schneller erschöpft. Unsere Jungs lieben das Draussen sein, lieben jeden Moment vor der Tür. Aber der Altersunterschied der Beiden stellt wieder besondere Herausforderungen an unsere Planung.

Letztes Jahr bin ich mit meinem großen Sohn in eine Klamm – es waren enge, seitlich steil abfallende Wege, zum Teil schlecht gesichert, unten das tosende Wasser. Die anderen Beiden blieben beim Papa in der Unterkunft, für sie wäre der Aufstieg zu gefährlich gewesen. Unser Sohn wanderte sicher und konzentriert, genoss jeden Schritt, entspannte sich bei der wunderbaren Aussicht. Es war eine wirklich tolle Erfahrung für uns Beide.

Ich freue mich auf die nächsten Jahre, wenn die Kinder größer werden und wir wieder mehr solche Touren in den Bergen gehen können.

Was ändert sich mit Kind?

Wie sieht nun eine Wanderung mit allen drei Kindern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bedürfnisse aus. Ich muss sagen, ich gehe viel und oft mit meinen Kindern raus. Ob nur in den Wald, auf den Spielplatz, oder eben auch längere Spaziergänge/kleine Wanderungen. Ich traue meinen Kindern sehr viel zu, motiviere sie, lobe sie und wir haben einfach Spaß zusammen.

Und so beschlossen wir Vier, also ich mit den Kids, vor ein paar Tagen zusammen auf das Walberla zu wandern. Das ist in der fränkischen Schweiz hier in unserer Gegend eine der wichtigsten und imposantesten Erhebungen. Nicht besonders hoch, aber es hat seine Herausforderungen durch sehr viele felsige Abschnitte.

Ich packte einen Rucksack mit Trinken, Wechselklamotten, Fotoapparat und kleinen Knabbereien und die Manduca (eine Tragehilfe für Kleinkinder). Am Parkplatz angekommen bat ich alle Kinder nochmal etwas zu trinken, damit uns unterwegs eine Flasche ausreicht, denn mehr wollte ich nicht mit hochtragen. (Schließlich rechnete ich damit, das unser Jüngster zum Teil auch noch getragen werden wollte.)

So stiefelten wir hoch. Der Anstieg war eine teilweise schon ordentliche Steigung, doch alle drei wanderten fleissig empor. Nach ca. 5 Minuten allerdings krähte schon einer der drei, er habe Durst. Also erste Rast an einer kleinen Bank gemacht. Kurz darauf klagte meine Tochter, ihr drücke der Schuh. Sie hatte vergessen Socken in ihre Wanderstiefel anzuziehen. Also kurzerhand meine Socken ausgezogen und ihr angezogen. So konnten wir weitergehen.

Unterwegs wurde jeder Stein von unserem Großen nach Fossilien untersucht, mein Rucksack wurde schwerer mit seinen wirklich schönen Fundstücken.

Wir nahmen eine kleine, aber feine Abkürzung über einen steilen Wiesenhang, selbst diesen stiegen alle drei tapfer nach oben. Dort kamen wir am ersten Gipfelkreuz an. Stolz blickten die Kinder ins Tal, erfreuten sich an den „Spielzeugautos“ da unten, entdeckten einen Zug in der Ferne. Es entstanden tolle Bilder mit dem Fotoapparat.

Wir genossen unsere Knabbereien als Belohnung und ich konnte meinen Kopf frei machen. Mich erfüllte ein Wohlgefühl und eine tiefe Zufriedenheit.

Gerne wäre ich mit den Kindern noch das letzte Stück rauf aufs Plateau, doch leider zog ein Wetter auf, die Wolken wurden dunkel, es war windig und begann zu tröpfeln, sodass wir zusammen gemütlich auf dem Forstweg ins Tal zurück liefen.

Am Auto angekommen lobte ich alle drei für den tollen Ausflug, die Kinder waren sichtlich stolz, das ich ihre tolle Leistung erkannte. Wir waren insgesamt vielleicht nur 1,5 Stunden unterwegs (mit den Pausen), aber es gab mir mit Sicherheit so viel zurück, wie damals unsere 8-Stunden-Wanderungen in den hohen Bergen (auch wenn ich die schon abundan vermisse. ;-))

Hab Spaß mit deinen Kindern, traue ihnen etwas zu, erfreue dich über jeden Augenblick mit ihnen.

Was hast du für Erfahrungen? Bist du auch eine kleine Wanderratte und möchtest das auch an deine Kinder weitergeben?

Alles Liebe,

Deine Svenja, Kinderkrankenschwester, Osteopathin, Heilpraktikerin und 3-fache Mama

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Svenja Höse

Kinderkrankenschwester, Heilpraktikerin
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